28 Mai Tansania AG war im Kino und sah „Das leere Grab“ (Abaton)
Am Mittwoch, dem 22.05. – am gleichen Tag wurde das „DIGGAHH.OPEN AIR.“ im Altonaer Museum eröffnet – trafen sich einige Leute aus der „AG-Tansania-Park“ am Abaton-Kino, um gemeinsam den Dokumentarfilm „Das leere Grab“ von 2024 anzusehen.
Er erzählt die Geschichte des Dorfes Songea im Süden Tansanias und das Leiden seiner Bewohnerinnen und Bewohner, das vor mehr als 100 Jahren begann und bis heute andauert. Im Jahr 1905 erhob sich die indigene Bevölkerung im Süden des damaligen Deutsch-Ostaftrika gegen die unsäglichen Zwangsmaßnahmen der deutschen Kolonialbesatzung, im sog. „Maji-Maji Aufstand“. Der wurde in einem 2 Jahre andauernde Krieg gewaltsam niedergeschlagen. Allein im Dorf Songea wurden fast 70 Aufständische, darunter auch 6 Mitglieder der Familie Nduna Songea Mbano vor den Augen aller erhängt. Anschließend wurden ihnen die Köpfe abgeschlagen und – wie es so häufig geschah – u.a. zu „Forschungszwecken“ nach Deutschland verbracht. Noch heute lagern tausende von Schädeln in den Archiven deutscher und europäischer Museen. Die Nachfahren der ermordeten Menschen aber können – so ihre Tradition – ihre Trauer nicht beginnen, geschweige denn abschließen, solange die Gräber unvollständig sind und die Ahnen so ihren Frieden nicht finden können.
Der Film begleitet John Mbano und Celine Mollel, einem Ehepaar aus Songea, und die Familie von Ernest Daniel Kaaya aus Meru am Kilimandscharo auf der Suche nach den Schädeln ihrer Urgroßväter. Unterstützt durch den Aktivisten Mnjaka Sururu Mboro und der Initiative „Berlin Postkolonial“ treffen sie in Berlin die Staatsministerin des Auswärtigen Amtes Katja Keul, die sich von ihrem Anliegen sehr betroffen zeigt, und sie besuchen das archäologische Zentrum der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, wo man ihnen sehr rücksichtsvoll den Zugang zur Sammlung gewährt. Ihren Urgroßvater allerdings haben Celune und John trotz eines DNA-Testes nicht gefunden. Bestürzend muss es für sie gewesen sein, dass geraubte Kunstschätze, aber eben auch Menschenschädel im Depot lagern, die doch in den Gräbern der Ahnen sein sollten, um den Toten den ersehnten ewigen Frieden geben zu können und ihren Nachfahren endlich ermöglicht zu trauern. Bis heute allerdings gibt es keine Rückgabe.
Nach der Filmvorführung stellten sich die beiden Regisseurinnen Cece Mlay und Agnes Lisa Wegner der Diskussion.
Mich hat der Film sehr berührt, weil er uns jenseits aller akademischer Rhetorik oder Gewaltdarstellung, frei von Voyeurismus ganz nah an die Menschen herangeführt hat und dabei das ganze Ausmaß ihres Leidens – heute noch nach mehr als 100 Jahren – erfahrbar macht.
Wenn man verstehen will, warum Restitution wichtig und notwendig und längst überfällig ist, dann trägt dieser Film dazu bei.
Von Christiane Stascheit